Wenn ich das Video „Das Tabu im Tabu – Kindesmissbrauch durch Frauen“ betrachte, spüre ich einen inneren Knoten aus Fassungslosigkeit, Schmerz und unruhiger Nachdenklichkeit.
- Mein Name ist Jakob Diener, ich bin nicht nur Redakteur und Journalist, sondern auch Vater.
Wir alle wachsen mit einem gesellschaftlichen Bild auf, das Frauen automatisch in die Rolle der Beschützerinnen stellt.
- Sie gelten als warm, als mütterlich, als moralischer Gegenpol zu Gewalt und Missbrauch.
Doch genau dieses idealisierte Bild ist es, das uns blind macht.
- Blind für jene Kinder, die hinter verschlossenen Türen nicht von Männern missbraucht werden, sondern von Frauen – von Müttern, Stiefmüttern, Erzieherinnen, Tanten, Großmüttern, Babysitterinnen.
Das Video reißt den Vorhang eines Tabus auf, von dem wir alle ahnten, dass es existiert, über das aber niemand sprechen wollte.
- Und gerade dieses Schweigen macht die Dunkelziffer so unermesslich groß.
Wie viele Kinder werden niemals wörtlich aussprechen können, was ihnen eine Frau angetan hat, weil niemand bereit wäre, ihnen zu glauben?
Allein diese Frage brennt sich tief in meine Gedanken ein.
“Die erschütternden Zahlen hinter dem Tabu”
- Je tiefer ich mich mit diesem Thema beschäftige, desto deutlicher wird mir, dass wir es hier nicht mit einem Randphänomen zu tun haben, sondern mit einem massiven blinden Fleck unserer Gesellschaft.
In einer repräsentativen deutschen Studie berichteten 10,5 Prozent aller Befragten, dass sie in ihrer Kindheit sexuelle Missbrauchserfahrungen gemacht haben, und in 9,9 Prozent dieser Fälle war eine Frau die Täterin.
- Das entspricht etwa einem Prozent aller Erwachsenen — und das ist nur der Teil, der sichtbar wurde.
- Besonders erschütternd ist, dass ein Viertel der weiblichen Täterinnen sogar die eigene Mutter oder eine direkte Mutterfigur war.
Eine weitere deutsche Untersuchung zeigte, dass 6,6 Prozent der Missbrauchsfälle nachweislich durch Frauen begangen wurden, wobei biologische Mütter häufiger als Täterinnen identifiziert wurden als bei männlichen Tätern biologische Väter.
- Die offiziellen deutschen Kriminalstatistiken gaben an, dass im Jahr 2019 nur 5,9 Prozent der angezeigten Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs Frauen betrafen und lediglich 1,7 Prozent der Verurteilten weiblich waren.
- Doch diese Diskrepanz zeigt nicht die Realität, sondern nur die Spitze eines Eisbergs, der im Verborgenen weiter anwächst.
Denn die internationale Forschung weist darauf hin, dass der tatsächliche Anteil weiblicher Täterinnen in Umfragen oft zwischen 1,4 Prozent und bis zu 26 Prozent liegt.
- Vor allem männliche Opfer geben wesentlich häufiger an, von einer weiblichen Täterin missbraucht worden zu sein, manche Studien nennen sogar Anteile von 40 Prozent unter Männern, die Missbrauchserfahrungen gemacht haben.
Auch die deutsche Gesamtstatistik zur Prävalenz sexualisierter Gewalt zeigt erschreckende Ausmaße:
- 12,7 Prozent aller Erwachsenen — das sind etwa 5,7 Millionen Menschen — berichten von sexualisierter Gewalt in der Kindheit. Rund 4,5 Prozent geben an, dass eine Frau an den Taten beteiligt war.
- Wenn selbst diese Zahlen sichtbar werden, frage ich mich, wie groß die Dunkelziffer wirklich ist.
- Sie muss gigantisch sein.
“Warum weibliche Täterinnen nicht gesehen werden”
- Die tiefste Tragik liegt nicht nur in den Taten selbst, sondern darin, dass Kinder, die von Frauen missbraucht werden, besonders selten Unterstützung bekommen.
- Unsere gesellschaftliche Vorstellung von Weiblichkeit verhindert, dass wir weibliche Täterinnen überhaupt in Betracht ziehen.
- Es existiert ein kollektives Bild, das Frauen als moralisch gut und fürsorglich einordnet — sie sind Mütter, sie sind Heilerinnen, sie sind die emotionalen Anker unserer Gemeinschaft.
- Dieses Bild sorgt dafür, dass Kinder, die das Gegenteil erleben, kaum Gehör finden.
Wenn ein Kind erzählt, dass es von seiner Mutter, seiner Tante oder einer Erzieherin sexuell missbraucht wird, stoßen solche Aussagen oft auf Unglauben, Irritation oder offene Ablehnung.
- Dazu kommt, dass männliche Opfer besonders häufig schweigen, weil ihnen niemand glaubt oder weil sie befürchten, dass man ihnen sogar Anerkennung oder Glück unterstellt.
- Dieser doppelte Missstand sorgt dafür, dass weibliche Täterinnen im statistischen Dunkel verschwinden.
Behörden, Jugendämter, Schulen und selbst Therapeutinnen erkennen weibliche Gewaltformen oft nicht, weil sie sich nicht vorstellen können, dass eine Frau solch eine Tat überhaupt begehen würde.
- Und genau deshalb bleiben viele dieser Kinder völlig alleine zurück, unsichtbar und schutzlos.
“Die lebenslangen Wunden der Betroffenen”
- Der Schmerz, den diese Kinder in sich tragen, begleitet sie ein Leben lang.
- Die Forschung zeigt eindeutig, dass Kinder, die von Frauen sexuell missbraucht wurden, dieselben zerstörerischen Folgen erleben wie Opfer männlicher Täter.
- Sie leiden unter Depressionen, schweren Angststörungen, Selbstverletzungen, Schamgefühlen, Identitätsstörungen und tiefgreifenden Schwierigkeiten in Beziehungen.
Einige Studien weisen sogar darauf hin, dass die Folgen teilweise noch ausgeprägter sind, weil der Missbrauch durch eine Frau besonders schwer einzuordnen und emotional verwirrend ist.
- Das Bild der liebenden Mutter oder vertrauten Bezugsperson kollidiert in den Köpfen der Betroffenen mit den eigenen traumatischen Erfahrungen.
- Diese Diskrepanz erzeugt ein inneres Chaos, das sie oft erst im Erwachsenenalter in Worte fassen können — und manche niemals.
- Und je weniger darüber gesprochen wird, desto schwerer lasten die Wunden auf ihnen.
“Die Notwendigkeit, endlich hinzusehen”
- Kindesmissbrauch ist kein Thema von Geschlecht, sondern ein Thema von Macht, von Nähe, von Gewalt, von seelischer Zerstörung.
Wenn wir weiterhin nur Männer als Täter wahrnehmen, lassen wir eine ganze Gruppe verletzter Kinder im Stich.
- Die Zahlen, die wir kennen, sind erschütternd.
- Die Zahlen, die wir nicht kennen, sind wahrscheinlich noch viel schlimmer.
- Wir brauchen den Mut, die Realität zu sehen, auch wenn sie unangenehm, verstörend und tabubrechend ist.
Es geht nicht darum, Frauen pauschal zu verdächtigen, sondern darum, endlich die Wahrheit zu akzeptieren:
- Missbrauch kann überall geschehen, in jeder Familie, in jedem Umfeld, durch jedes Geschlecht.
Und jede Wahrheit, die ausgesprochen wird, schützt ein Kind mehr.
- Kein Kind auf dieser Welt sollte je das Gefühl haben, dass seine Stimme weniger wert ist, nur weil die Täterin eine Frau war.
- Denn jedes Kind verdient Schutz – kompromisslos, unabhängig von Rollenbildern und gesellschaftlichen Vorstellungen.
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